Stadtbücherei St. Kilian
Architektur
Die Stadtbücherei St. Kilian ist ein schlichter Bau, der sich in zurückhaltender Weise, jedoch in zeitgemäßer Formensprache, in das vorhandene historische Ensemble einfügt, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pfarrhaus und Kirche. Die innere Erschließung des Gebäudes erfolgt durch eine freitragende, halbgewendelte Treppe, die an zentraler Stelle des Gebäudes Transparenz und Einblicke zwischen den einzelnen Geschossen ermöglicht.
Gegensätzliches so anzuordnen, dass es sich im Mit- und Nebeneinander der Dinge im Gleichgewicht befindet, war eines der grundlegenden Planungsprinzipien. Bei der Entwicklung der Formensprache bedeutet dies: Rechteckiger Baukörper mit strenger innerer und äußerer (Maß-) Ordnung und Planungsraster, im Kontrast - oder besser - als Ergänzung dazu: runde Formen wie halbgewendelte Treppenläufe, geschwungene Deckenausschnitte, runde Säulen, Leuchten, Streulochdecken...
Kunst und Philosophie
Die Labyrinth-Darstellung im geometrischen Mittelpunkt des Gebäudes birgt in ihrem Zentrum den Grundstein mit einer Kupferrolle (Urkunde). Da es sich um ein sogenanntes einläufiges Labyrinth handelt, dessen Darstellung in der christlichen Kunst früherer Jahrhunderte (vor allem in der Romanik) häufig wiederkehrte, kann es auch als eine Entsprechung des christlichen Weges gesehen werden: Der Weg ist lange und beschwerlich, aber wenn wir voll Vertrauen bereit sind, ihn zu gehen, werden wir ganz sicher auch das Ziel erreichen! Das Motiv heißt: "Fata viam invenient" ("Das Schicksal wird einen Weg finden").
Der Weg und das Licht
Die zentrale Leuchte im Zentrum der freitragenden, halbgewendelten Treppe hat Leuchtenkörper aus transluzentem Material, die wie herabfallende Buchseiten angeordnet sind. Die Leuchtenkörper sind bedruckt und zeigen die Entwicklung und den Weg der Schrift durch die Jahrtausende: von der Höhlenmalerei und ägyptischen Hieroglyphen über die mittelalterliche Buchdruckkunst (Schedelsche Weltchronik, Luther-Bibel) bis hin zur Neuzeit und aktuellen Handschriften.Die Reihung der Schriften wird gelockert durch "Nebenprodukte" der Papierkunst: Papierflieger...
Archäologie
Ergebnis der Ausgrabungen vom Juni und Juli 1994
Das für den Neubau der Stadtbücherei St. Kilian vorgesehene Baugrundstück, das die kath. Kirchenstiftung St. Kilian kostenlos zur Verfügung gestellt hat (!), steht unter Denkmalschutz, da es im Bereich des ehemaligen karolingischen Königshofes liegt. Nachdem die Archäologen bereits bei den Untersuchungen im Jahre 1979 mit Siedlungsresten der späten Hallstatt- bzw. Frühlatènezeit fündig wurden, waren auch ähnliche Funde beim Aushub für die Errichtung der Stadtbücherei zu erwarten bzw. erhofft.
In der bei allen untersuchten Bereichen bis zu 1,3 m starken Kulturschicht, konnten die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege, unter der Leitung von Herrn Dr. Losert vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg folgendes Ergebnis verzeichnen:
- Drei annähernd vollständig erhaltene Gefäße vom Übergang der Hallstatt- zur Lathènezeit.
- Spärliche germanische Funde der Kaiserzeit.
- Siedlungsfunde in größerer Anzahl für das frühe Mittelalter (dies entspricht den Kenntnissen der Archäologen über die Rolle Hallstadts als Königshof seit 741, also seit spätmerowingisch-frühkarolingischer Zeit).
- Einheimische hochmittelalterliche Keramik des 10. bis 12. Jahrhunderts.
- Im Westen der Baugrube wurde zudem der zur Pfarrkirche St. Kilian gehörende Friedhof mit zahlreichen, übereinander liegenden Bestattungen angeschnitten.
Das Ergebnis der archäologischen Grabungen wird in einer Vitrine im Eingangsbereich der neuen Stadtbücherei der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.